Iglus atlanticus - Der Stäbchenfisch

 Ich bin ein Wasserbewohner – nennt mich einfach Iglo - und möchte euch mit meiner Welt vertraut machen. Nun ganz tief innen hat jeder von euch ein Wissen, wie es ist, im Wasser zu leben. Denn euer Leben beginnt auch dort: im Fruchtwasser und im Laufe eures beginnenden Lebens im Leib eurer Mutter habt ihr auch ein Stadium, wo ihr eine Art Kiemen entwickelt. Sie bilden sich jedoch schnell zurück. Die Erinnerung daran ist jedoch da und die Information ist in den Zellkernen eurer Zellen gespeichert. Die Evolutionsforscher nehmen an, daß sich alles Leben aus dem Wasser entwickelt hat.

Wir Wasserbewohner passen uns mit der Körpertemperatur der Umgebung an. Man nennt uns Kaltblüter oder wechselwarme Organismen. Das hat eine Menge Vorteile, wir brauchen uns um eine Wärmeregulation nicht zu kümmern. Und wenn, wie z.B. in Seen, das Wasser einmal einfriert, ziehen wir uns auf den Grund, der meist eisfrei bleibt, zurück und halten eine Art Winterstarre ein. Im Meer sind wir davon verschont.

Mit unserer Schleimschicht und dem Verlauf unserer Schuppen sorgen wir dafür, daß wir im Wasser optimal gleiten. Und besonders die Schnellschwimmer unter uns haben eine torpedoförmige Gestalt entwickelt, die eure Konstrukteure nachahmen, um den Widerstand von Luft/Wasser gering zu halten und damit Antriebsenergie zu sparen.
Unter unseren Schuppen haben wir zur Isolierung eine Fettschicht sitzen.

Unsere Flossen erlauben uns Bewegungen in alle Richtungen des Raumes und wir unterstützen mit den Schlängelbewegungen unseres Körpers. Dabei ist zu beachten, daß die zarten Knochen unserer Flossen – von euch auch Gräten genannt – nicht mit unserem Knochenskelett verbunden sind.
Manche alten Verwandten von uns, haben noch ein Knorpelskelett: dazu zählen die Haie und Rochen.

Eine Ausstülpung unseres Darms – die Schwimmblase – sorgt dafür, daß wir in verschiedenen Wassertiefen schweben können, ohne zum Grund oder Richtung Oberfläche gedrückt zu werden.
Fischen, die schnell in verschiedene Wasserhöhen wechseln, fehlt diese Einrichtung.

Manche wundern sich über unsere Augenlinsen. Fotografen benutzen spezielle Objektive, die sie „fish-eye“ nennen. Ja über Wasser sieht das Bild merkwürdig aus, unter Wasser stellt es eine Anpassung dar, denn Wasser hat andere Brechungseigenschaften als Luft und schließlich sitzt dahinter noch unser Gehirn, welches das Bild optimal für unsere Verhältnisse korrigiert.

Zur Orientierung im Dunkeln und Trüben haben wir links und rechts das sog. Seitenlinien-organ. Hiermit sind feinste Wasserströmungen und Störungen, die von anderen Fischen und von Hindernissen hervorgerufen werden, lokalisierbar.

Wir atmen mit Kiemen und diese funktionieren im wesentlichen genauso wie eure Lungen: in eure Lungen lasst ihr Luft einströmen und sie verteilt sich immer feiner bis in die Lungenbläs-chen und dort tritt der Sauerstoff in die Blutbahn über. Unsere Kiemen sind in feine Blättchen unterteilt, die vom sauerstoffreichen Wasser umspült werden und durch die feinen Häutchen kann der Sauerstoff in unser Blut eindringen und das Kohlenstoffdioxid wird in das Wasser abgegeben.

Alle Wirbeltiere, wozu auch wir Fische zählen, haben einen geschlossenen Blutkreislauf. Während euer Herz zwei Kammern hat und verbrauchtes von frischem Blut trennen kann, fließt durch unser Herz nur verbrauchtes Blut. Das Herz pumpt dieses Blut zu den Kiemen.

Bei unserer Fortpflanzung haben wir ähnliche Strategien wie ihr auf dem Land und in der Luft: wir werben um unsere Weibchen... wir haben dafür sehr komplizierte Verhaltensmuster entwickelt... es gibt bei uns alle Arten von Brutfürsorge von gar nicht bis rund um die Uhr... in der Regel haben wir eine äußere Befruchtung, d.h. unsere Weibchen legen Eier (Rogen) und die Männchen – nach einer Balz – besamen (mit „Milch“) sie außerhalb des Körpers.
Die Jungen entwickeln sich und umwachsen das Ei und ziehen den Dottersack so nach und nach in ihren Körper mit ein. Sie heißen Larven. Ist der Dottersack verbraucht, leben sie als Jungfische völlig auf sich allein gestellt.