Suggestopädie

Das ist Suggestopädie!
Präsentation
Musik: Joseph Haydn, Symphonie C-dur „Il distratto“
Academy Of St Martin In The Fields, Sir Neville Marriner


Die häufig als Superlearning bezeichnete und vor bereits 35 Jahren an der Universität Sofia (Bulgarien) von Prof. Dr. Georgi Lozanov entwickelte Suggestopädie ist eine ganzheitliche Lernmethode, mit der sich vor allem Sprachen, jedoch auch jegliches Sach- und Faktenwissen schnell und angenehm lernen lassen.

Das Geheimnis dieser Methode ist ihr ganzheitlicher Ansatz, der auf der modernen Lernpsychologie, der neueren Gedächtnisforschung und dem Wissen uralter Kulturen des Ostens (Indien, Tibet, Japan) aufbaut. Grundlage dieses Lernens ist ein einfacher physiologischer Grundsatz: körperliche und geistige Entspannung in Verbindung mit einer bestimmten Musik und einer inneren Ausrichtung auf positive Gedanken und Ziele schaffen einen Zustand innerer freudiger Aufnahmebereitschaft – vergleichbar mit der Aufmerksamkeit bei einer schönen Freizeittätigkeit.

Dieser Zustand ist jedoch nicht zu verwechseln mit „Lernen im Schlaf“ oder sonst etwas Rätselhaftem, das man einnimmt, um plötzlich ein Supergedächtnis zu haben. Es wirkt auch nicht von aussen auf den Menschen ein, sondern bewirkt das Hervorholen und den Zugang zu all jenen Fähigkeiten, die jeder Mensch in sich hat.

1975 machte Prof. Lozanov seine Arbeit in den USA durch Vorträge und Demonstrationen bekannt.
Prof. Schuster von der Iowa State University und Prof. Charles Schmid vom LIND-Institute in San Francisco und andere entwickelten sie weiter. Das Buch „Leichter lernen ohne Stress – Superlearning“ von Ostrander-Schroeder (Goldmann Tb) machte die Methode unter diesem Namen in Deutschland schnell bekannt.

Lozanov geht bei seiner Arbeit davon aus, daß wir nur einen geringen Teil unseres geistigen Potentials (ca. 5%) nutzen, wenn wir in angespanntem Zustand lernen. Im Zustand wacher Entspanntheit und Zentriertheit gelingt es uns jedoch ganz natürlich, diese Grenzen zu überschreiten – und damit schneller zu lernen und das Gelernte über längere Zeiträume hinweg zur Verfügung zu haben.

Erstaunlich sind auch die häufig zu beobachtenden positiven Nebeneffekte: Das allgemeine Wohlbefinden steigert sich, Konzentration und Gedächtnis sowie Kreativität verbessern sich, und in vielen Fällen werden die Lernenden insgesamt ruhiger, selbstsicherer und aufgeschlossener.<< (Lit.: Hartmut Wagner, Was ist „Superlearning“? SKILL Training Bammental 1985)


Die 5 suggestopädischen Wirkfaktoren

  • Ausgewählte Musik
  • Lernen mit allen Sinnen
  • Ausgewogene Rhythmisierung
  • Nutzen des Gruppenprozesses
  • Lernfördernde suggestive Faktoren

 


„Ausgewählte Musik“
sowohl in den aktiven als auch in den rezeptiven Phasen... Musik des Barock und der klassischen Periode... New Age Musik... Lieder und Chants... dies alles sind auch Anker für Lerninhalte und geistige Zustände....

„Lernen mit allen Sinnen“
multisensorisches Lernangebot für unterschiedliche Lerntypen... lernbiologisch fundiert... relevante Inhalte... den ganzen Menschen ansprechen...

„ausgewogene Rhythmisierung“
zwischen Anspannung und Entspannung dem natürlichen Rhythmus folgen... unterhaltend und kurzweilig... flexibel...

„Nutzen des Gruppenprozesses“
fördern von Austausch und gemeinsamen Erleben... Aktivieren der Gruppenressourcen zu Selbstaktualisierung und Selbstregulierung... die Gruppe wichtig machen...

„lernfördernde und suggestive Faktoren“
Persönlichkeit und Ausstrahlung des Lehrenden... Abbauen von Lernblockaden... Arbeit mit Zielen und Stärken... anregende Atmosphäre und Umgebung...



Der suggestopädische Kreislauf


Je nach der Anwendung (Sprach- oder Sachtraining) unterscheidet sich der Ablauf  einer suggestopädischen  Unterrichtsreihe voneinander. Da ich Sachtrainer bin, gehe ich im folgenden auf den Ablaufplan bei Sachtrainings ein:
Ankommen und Zentrierung
Hinführung zum Thema – Motivation
Erarbeitungsphase
Präsentationsphase
Aufnahme des Lernstoffes in Entspannung (2. Lernkonzert)
Übungsphase
Anwendungsphase
Integration und mentales Training

Der Ablauf kann ab Punkt 3 - 7 variiert werden; er ist nicht streng zu verstehen. So verwende ich zum Beispiel oft das 1. Lernkonzert, um die Lernenden in das Gesamtgebiet einzuführen und ihnen somit einen Überblick über die gesamte Reihe zu verschaffen. Erst danach gehe ich i.d.R. in die Erarbeitungsphase.

„Ankommen – Zentrierung“
speziell im Schulunterricht (45-Minuten-Einheiten)... Sammeln der Teilnehmer... je nach Befindlichkeit der Gruppe ein Unterbrecher zur vorhergehenden Einheit: Aktiv-Übung... kurzes Centering... Übungen für Stress-Abbau...

„Hinführung zum Thema – Motivation“
kurze, spielerisch orientierte Wiederholung... bei Neustoff, zeigen, dass wesentliche Elemente zumindestens dem Namen nach irgendwie bekannt sind... mit Bekanntem verknüpfen.... Bedeutung des Lernstoffes für die eigene Entwicklung aufzeigen...

„Präsentationsphase – 1. Lernkonzert“
der Teilnehmer erhält über den Gesamtlernstoff einer Reihe einen ersten Überblick... mit passender Musik (Klassik/Moderne) wird der Lernstoff vorgetragen (wie jetzt gerade in diesem Vortrag...)...

„Erarbeitungsphase“
der Inhalt des 1. Lernkonzerts wird in Teilgruppen an Hand von Leitfragen erarbeitet...

„Präsentationsphase“
die Teilgruppen stellen ihre Ergebnisse im Plenum vor...

„2. Lernkonzert“
in einer leichten Entspannung wird der Lernstoff zum zweiten Mal mit Musik (Barock/Moderne, 60 –76 Puls) präsentiert... eventuell eingebettet in eine Phantasie...

„Übungs-/Anwendungsphase“
spielerisches Einüben und Vertiefen des Gelernten...

„Integration“
abschliessend werden die wesentlichen Elemente des Lernstoffes in einer Entspannung im Langzeitgedächtnis verankert.



Kommen alle diese Faktoren zusammen, so ergibt sich eine Mischung mit „Drive“... beschleunigtes Lernen mit dem Kennzeichen, dass das Lernen als solches gar nicht mehr wahrgenommen wird... oft haben die Teilnehmer den Ersteindruck „es hat sehr viel Spass gemacht, doch gelernt habe ich nicht viel!“... überprüft man das, so stellt sich heraus, dass der Lernstoff vorhanden ist und – ganz wichtig – auch so, dass er genutzt werden kann... verantwortlich für diesen Eindruck ist unsere tiefsitzende Überzeugung, dass das Lernen schweisstreibende und stresserzeugende Arbeit sein muss, sonst es eben kein Lernen!...

Diese Symphonie „Il distratto“ von Joseph Haydn ist eine ausgezeichnete Metapher für Suggestopädie und die in dieser Lehrmethode angetrebte Rhythmisierung... Entspannung ist gut, wenn vorher Anspannung/Überspannung da war... für sich alleine würde Entspannung die Luft heraus nehmen... deshalb auch immer wieder, der manchmal vielleicht überraschende Wechsel zu Dramatik und Theatralik... es ist ein feines Gespür notwendig, wo sich eine Gruppe energetisch gerade befindet, sie dort abzuholen und auf den optimalen Lernweg zu bringen...


... und immer wieder für Überraschungen sorgen... extrem ausgedrückt: „mit Zuckerbrot und Peitsche“...
die Suggestopädie ist nach ihrem Selbstverständnis permanent in der Entwicklung... deshalb trifft das Zitat:
„Es gibt keine Suggestopädie, es gibt nur Suggestopäden!“ (Jean Lerède)